Ein- und mehrstimmige Gesänge aus dem Notre Dame-Repertoire
„Und wenn ich wüßte, daß morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen ….“ – diese Worte werden Martin Luther zugeschrieben; ob zu recht oder zu unrecht, bleibt dahingestellt.
Auf jeden Fall wird hierin die Unerschütterlichkeit der christlichen Hoffnung zum Ausdruck gebracht: Mag geschehen was will – ich bleibe gelassen und setze auf Gott und auf den Sieg seiner Sache!
Die Hoffnung der Christen ruht nicht nur darauf, dass die jenseitige Welt eine bessere als die diesseitige sein möge; sie geht auch dahin, dass uns allen die Kraft gegen wird, hier und jetzt die Dinge zum Besseren zu wenden und bei allem die Zuversicht nicht zu verlieren – mag es um uns herum auch noch so dunkel und verwirrend sein!
Gibt es ein aktuelleres Thema?
Im Konzert erklingen ein- und mehrstimmige Gesänge aus dem mittelalterlichen Repertoire der Schule von Notre Dame in Paris (“Magnus Liber Organi”) und Pilgergesänge (z.B. aus dem „Codex Calixtinus“/Santiago de Compostela) sowie gregorianische Gesänge und Instrumentalmusik. Im Mittelpunkt steht die Hoffnung („spes“) – seien es die Vorbilder des Hoffens (wie Maria), sei es das Hoffnungszeichen der Christen schlechthin: das Kreuz …
Hoffnung, die man erfüllt sieht, IST keine Hoffnung, sagt Paulus im Römerbrief. Wenn suchende und hoffende Menschen zu allen Zeiten die Augen in die Ferne gerichtet haben, so war ihr Wunsch, nicht verloren zu gehen in der Weite des Raumes und der Zeit, nicht unterzugehen in den wirren Zeitläuften der Geschichte – wie lang der Pilgerweg des Lebens dauern und wohin er auch führen mag …
Text: Stefan Klöckner